Gedenkveranstaltung am 23. August
Am vergangenen Sonntag fand wieder die Gedenkveranstaltung der Stadt zum Europäischen Tag für die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus auf Initiative des CDU-Mitglieds und engagierten ehemaligen Stadtverordneten Herrn Wenzke statt. In diesem Jahre wurde die Veranstaltung in würdiger Form in die Frankfurter Marienkirche gelegt, welche hierfür ein wahrlich angemessener Ort ist.
Dieser Gedenktag geht vor allem auf das Bestreben osteuropäischer Mitglieder der EU zurück, auch den Opfern der anderen menschenverachtenden Diktatur in Europa ein würdiges und dauerhaftes Erinnern zu bewahren. Viel zu wenig sind die Millionen Toten, Drangsalierten und zur Zwangsarbeit Verschleppten der bolschewistischen Diktatur in der Nachkriegsära und der EU bisher angemessen gewürdigt worden.
Wie bereits im vergangenen Jahre nahm auch der Verband der Sibirien-Verschleppten mit den Kreisorganisationen unserer Nachbarstadt und Reppen teil. Eindrucksvoll und emotional, aber völlig ohne Zorn schilderten zwei Mitglieder hierbei ihre ganz persönlichen Schicksale aus dieser schrecklichen Zeit der Jahre 1939 bis 1956. Der bolschewistische Terror wirkte noch lange nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach und deren Ausläufer waren bis zum Umbruch in den Ländern des Ostblocks deutlich zu spüren.
Doch leider wurde wieder einmal kein einziges Wort über die zahlreichen Opfer des roten Terrors auf deutscher Seite verloren. Deutsche haben wohl immer nur Täter,aber niemals Opfer zu sein!
Besonders deutlich fällt auch auf, dass ein singuläres Gedenken an die roten Terroropfer offenbar unbedingt vermieden werden soll. Und der rote Terror wird allzu plakativ auf den „Stalinismus“ reduziert. Dabei begann die bolschewistische Mord-und Unterdrückungsmaschinerie bereits 1917 unter Lenin und endete nicht mit dem Tode Stalins 1953. Doch wenn man völlig zu recht konstatiert, dass beide Diktaturen, rot wie braun, einzeln betrachtet werden müssen und nicht gegeneinander aufgerechnet und somit relativiert werden dürfen, dann verbietet sich auch eine derartige Vermengung des Gedenkens.
Natürlich ist der 23.August ein angemessenes Datum zum Gedenken, da sich an diesem Tage 1939 die beiden schlimmsten Terrorregime des 20.Jahrhunderts zusammen fanden, um die Welt in ein Martyrium zu stürzen. Erst durch den Hitler-Stalin-Pakt wurde der 2. Weltkrieg möglich und das Leiden des polnischen Volkes begann.
Anders als beim letzten Male hielt der OB dieses Jahr selbst eine Rede. Aber dieses hätte er wohl lieber bleiben lassen, denn was er von sich gab, war dem Gedanken der Veranstaltung eher abträglich. Nur kurz streifte der OB das eigentliche Thema und verriet hierbei schon mehr, als ihm lieb sein konnte. Er hob hervor, dass wer den Stalinismus verharmlose, „… kein Sozialist, sondern ein gefährlicher Phantast…“ sei. Andererseits sei laut seinen Aussagen der Sozialismus eine gut gemeinte Idee.
Interessanterweise sind also Leugner des roten Terrors und Verteidiger Stalins nur „gefährliche Phantasten“, aber Abweichler der staatlich vorgegebenen Meinungsdoktrin und Kritiker der linksgrünen Ideologie werden unisono als „Faschisten, Rassisten und Nazis“ kompromisslos diffamiert.
In seiner weiteren Rede sprach er von der Gefahr, „wie das Totalitäre wieder nach der Macht greift“. Ob er damit die eigenen Bestrebungen seiner Partei und die der Grünen meinte?
Natürlich durfte der OB am Schluss seiner Ausführungen nicht vergessen, Kritiker der Corona-Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Thema der Gedenkveranstaltung zu bringen und ihnen eine verquere Interpretation des Begriffs Totalitarismus vorzuwerfen. Hat der OB wirklich begriffen, worum es inhaltlich bei dieser Feier ging?
Alles in allem ist es wohltuend, wenn sich Menschen für eine breite Sichtweise unserer Geschichte engagieren und eine vielfältigere Erinnerungskultur ermöglichen, als es der vorgegebene, sich ständig verengende Meinungskorridor der politisch Verantwortlichen zulassen will.